Die Pflege und Betreuung von Senioren und Menschen mit Beeinträchtigungen ist zunehmend in das gesellschaftliche Interesse gerückt. Leider sind es vornehmend die negativen Meldungen über Missstände und Zeitnot in der Pflege, die in den Fokus rücken. Die Arbeitsbedingungen in der Pflege wecken den Eindruck, dass pflegebedürftige Menschen nicht den Zuspruch bekommen, der angemessen wäre. Besonders Senioren blicken sorgenvoll in die Zukunft. Wie wird es sein, wenn ein selbstbestimmtes Leben nur noch eingeschränkt möglich ist?
Ein wertvoller Schritt für eine angemessene Pflege sind Alltagsbetreuer. Betreuungskräfte sind eine Ergänzung zur medizinischen Pflege und schenken pflegebedürftigen Menschen individuelle Zuwendung. Sie begleiten Senioren durch den Alltag, bieten ein Beschäftigungsangebot und nehmen sich Zeit für Gespräche. Der Aufgabenbereich dieser sinnerfüllten Arbeit ist abwechslungsreich und für alle Menschen geeignet, die sich gern im Pflegebereich tätig werden möchten.
Warum ist Alltagsbetreuung ganzheitlich wertvoll?
Menschen mit Pflegebedarf leben entweder in ihrem vertrauten Zuhause oder in Wohneinrichtungen. Gesichert sind in jedem Fall die medizinische Versorgung und die Pflege. Pflegekräfte haben für Blutdruckmessen, Verbände wechseln oder Strümpfe anziehen nur wenige Minuten. Für Gespräche und wenn es nur über das Wetter ist, bleibt keine Zeit. Pflegebedürftige Personen, die wenig andere soziale Kontakte haben, leiden unter Einsamkeit, verlieren die Neugier auf Neues und haben oft zu wenig Bewegung.
Ein schlechter seelischer Zustand wirkt sich negativ auf den allgemeinen Gesundheitszustand aus. Hier füllen Alltagsbetreuende eine Lücke. Mit alltäglichen Beschäftigungen schaffen sie Anregungen, bieten seelische Unterstützung und schaffen Orientierung im täglichen Leben. Menschen, die sich wohlfühlen, sind oft gesünder und glücklicher.
Voraussetzungen
Die Ausbildung für Alltagsbetreuer stellt keine speziellen Anforderungen an die Schulausbildung oder an vorhergehende Qualifikationen. Der Beruf ist geeignet für alle Personen, die sich vorstellen können, mit Menschen zu Arbeiten, die pflegebedürftig sind, an Demenz erkrankt sind oder mit einer körperlichen oder geistigen Beeinträchtigung leben. Viel wichtiger als der schulische Werdegang sind die persönlichen Fähigkeiten. Zuverlässigkeit ist eine Grundvoraussetzung. Die betreute Person und die Angehörigen müssen sich vollständig auf die Betreuung verlassen können.
Eine gewisse Offenheit ist wichtig, damit sich zusätzliche Betreuungskräfte auf Pflegebedürftige und deren individuelle Bedürfnisse einstellen können. Nicht zuletzt sind Teamfähigkeit und soziale Kompetenz wichtig. Gut geeignet ist der Beruf für Menschen, die eine Tätigkeit in der Pflege suchen und die sich eine sinnvolle Aufgabe wünschen. Quereinsteiger haben gute Chancen, Eltern nach der Zeit der Kindererziehung oder Angehörige, die schon erste Erfahrungen in der Pflege mit Verwandten gesammelt haben.
Aufgabenbereiche
Betreuungskräfte verbringen gemeinsame Zeit mit pflegebedürftigen Menschen. Ist der Betreuungsort das Zuhause, so können zum Beispiel gemeinsame Mahlzeiten geplant werden und zusammen zubereitet werden. Bastelarbeiten, Spiele oder Dinge, die die motorischen und kognitiven Fähigkeiten ansprechen, sind gute Beschäftigungen. Lesen und Vorlesen, das Tagesgeschehen besprechen, Musik hören oder Fotoalben anschauen sind für viele ältere Menschen und Demenzkranke wichtig. Alltagsbetreuende können Anreize schaffen, sich einer Sportgruppe anzuschließen oder Ausflüge zu unternehmen. Welche Aktivitäten möglich sind, hängt natürlich vom Gesundheitszustand ab.
Zusätzliche Betreuungskräfte kümmern sich um eine altersgerechte Freizeitbeschäftigung. Dazu können auch Spaziergänge, Besuche auf dem Wochenmarkt oder ein Gang zum Friedhof gehören. Betreuungskräfte können ihren Aufgabenbereich eigenständig und in einem bestimmten Rahmen auch frei gestalten. Wichtig sind die Ansprüche der pflegebedürftigen Person und eine enge Abstimmung mit der betreuenden Pflegekraft. Pflege wird zur Teamarbeit aus Alltagsbetreuung, medizinischer Versorgung und den Angehörigen.
Alltagsbetreuende benötigen seelische Stabilität
Der Aufgabenbereich zusätzlicher Betreuungskräfte klingt nach einem ruhigen Fluss. Der Ablauf des Alltags wird durch die Betreuung gesteuert und daher können sich Betreuende in ihrer Arbeit wiederfinden und sich damit identifizieren. Dies ist nicht in vielen Berufen in dieser Intensität möglich. Nicht vergessen werden darf, dass die Betreuung von älteren Menschen mit Abschied nehmen verbunden ist. Dies müssen Alltagsbetreuungen im Bewusstsein haben und sollten Mechanismen kennen, Trauer zu bewältigen. Gut ist ein sozialer Hintergrund, in dem sich Gesprächspartner finden, die in emotional schwierigen Situationen unterstützen. Menschen, die Beruf und Privatleben gut voneinander abgrenzen können, können einen Vorteil für diese Tätigkeit mitbringen.
Form der Ausbildung
Die Ausbildung zur zusätzlichen Betreuungskraft besteht aus theoretischen Grundlagen und der praxisbezogenen Tätigkeit in einer Pflegeeinrichtung. Zu den theoretischen Grundlagen zählen:
- PC-Anwenderwissen
- Kenntnisse zum Aufgabenbereich von zusätzlichen Betreuungskräften
- Grundkenntnisse Krankheitsbilder im Tätigkeitsfeld
- Grundkenntnisse der Pflege und Pflegedokumentation
- Kommunikation und Interaktion
- Biografisches Arbeiten
- Lebens- und Alltagsgestaltung Betreuungsbedürftiger
- Erwerb des Erste-Hilfe-Scheins
Die theoretischen Schwerpunkte geben zusätzlichen Betreuungskräften alle Voraussetzungen an die Hand, die für die Alltagsbetreuung notwendig sind. Gleichzeitig werden die Grundlagen für die reibungslose Kommunikation zum Pflegepersonal und zu den Angehörigen geschaffen. Zu den Inhalten gehören geeignete Aufgaben für die Beschäftigung sowie Grundkenntnisse, wie im medizinischen Notfall unterstützt werden kann.
Einsatzgebiete von Alltagsbetreuern
Ein Einsatzbereich ist das Zuhause der pflegebedürftigen Personen. Hier kommen die zusätzlichen Betreuungskräfte in das Haus oder die Wohnung. In diesem Fall ist eine Abgrenzung zur Hausarbeit im Vorfeld wichtig. Eine Alltagsbetreuung ist nicht für Reinigungs- oder Putzarbeiten zuständig. Zusätzlich sind Alltagsbetreuungen in allen Pflege- und Betreuungseinrichtungen für Senioren und Menschen mit Beeinträchtigungen tätig. Dazu zählen auch Einrichtungen, die sich auf Kurz- oder Tagespflege konzentrieren.
Was benötigen Interessenten zum Ausbildungsbeginn?
Bevor die Weiterbildung beginnen kann, ist ein 40-stündiges Orientierungspraktikum notwendig. Im Zeitraum einer Wochenarbeitszeit können sich Interessenten einen intensiven Einblick in die Arbeitsabläufe verschaffen und überprüfen, ob das Berufsbild den Vorstellungen entspricht. Zusätzlich ist ein einwandfreies Führungszeugnis notwendig, dass für pflegende Berufung eine Voraussetzung ist. Wichtig für die einwandfreie Kommunikation ist das Beherrschen der deutschen Sprache in Schrift und Wort. Personen, die aus der Position der Suche nach Arbeit in die Alltagsbetreuung wechseln möchten, können über die Agentur für Arbeit eine Förderung erhalten. Hier können Arbeitssuchende im Vorfeld die notwendigen Anträge vorbereiten und Informationen einholen.
Zukunftsaussichten und Verdienst
Berufe in der Pflege haben ausgezeichnete Zukunftsaussichten. Die Zahl der pflegebedürftigen Menschen steigt ständig und das Bewusstsein für mehr Qualität in der Pflege erhöht sich ebenfalls. Die Chancen, nach der Ausbildung in den Beruf einzusteigen, sind gut. Die Arbeitszeiten werden individuell mit den Einrichtungen abgestimmt. Bei der häuslichen Pflege ist ebenfalls die Arbeitszeit nach Absprache möglich. Die Verdienstspanne für zusätzliche Betreuungskräfte liegt aktuell zwischen 25.000 und 35.000 EUR pro Jahr. Diese durchschnittlichen Angaben können regional unterschiedlich sein und sind nur ungefähre Werte. Je nach Arbeitgeber sind Teilzeitmodelle möglich.