Schmerzen im Becken bzw. Beckenkamm sind keine Seltenheit. Die Beschwerden zeigen sich in der Regel zwischen Bauch und Oberschenkeln. Das genaue Lokalisieren der Schmerzen ist allerdings nicht ganz einfach, weil sie häufig mit Hüftschmerzen oder Bauchschmerzen verwechselt werden. Es kommen unterschiedliche Ursachen für die schmerzhaften Beschwerden infrage.
Schmerzen im Beckenkamm: Grundlegende Informationen
Beim Beckenkamm handelt es sich um einen Knochenpunkt des Hüftknochens, der sich von außen ertasten lässt. Er bildet den Oberrand der Darmbeinschaufeln und stellt einen Ansatzpunkt für unterschiedliche Hüftgelenksbänder dar. Der Beckenkamm grenzt an mehrere Organe. Um Schmerzen des Beckenkamms von anderen Beckenschmerzen oder Bauchschmerzen zu unterscheiden, ist es wichtig, die genaue Position der Beschwerden festzustellen.
Durch was werden Schmerzen im Beckenkamm verursacht?
Die Ursachen für Schmerzen im Beckenkamm sind mannigfaltig. Ruft der Knochen die Beschwerden unmittelbar hervor, können dafür Auslöser verantwortlich sein wie:
- Verletzungen durch einen Unfall
- Entzündungen
- Abnutzungserscheinungen aufgrund von Überbelastungen oder Fehlbelastungen
Darüber hinaus kommen Schädigungen der Muskeln oder von deren Sehnenansätzen als Urheber der Schmerzen in Betracht. Aber auch Erkrankungen an inneren Organen können Schmerzzustände auf die Außenstrukturen des Beckens übertragen. Dazu zählen zum Beispiel:
- Harnblasenentzündungen
- eine Entzündung der Prostata (Vorsteherdrüse)
- Erkrankungen der weiblichen Geschlechtsorgane
- Reizungen des Blinddarms
- chronisch entzündliche Darmerkrankungen
- Unverträglichkeiten gegen Nahrungsmittel
- Krebsmetastasen
Beckenschmerzen beim Sitzen
Schmerzt der Beckenkamm beim Sitzen, ist dies zumeist auf Muskelprobleme zurückzuführen. Oftmals bestehen dabei Verspannungen oder Verkürzungen der Muskeln, was wiederum einen Beckenschiefstand nach sich ziehen kann. Beim Sitzen entsteht dadurch auf einer Seite mehr Gewichtsbelastung als auf der anderen, was wiederum Schmerzen verursacht. Bei Bewegung, Massagen oder Wärmeeinfluss gehen die Schmerzbeschwerden dagegen zurück, was als typisch gilt. In manchen Fällen sind die Schmerzen aber auch auf eine Arthrose innerhalb des Hüftgelenks zurückzuführen. Die Schmerzen zeigen sich vorwiegend beim Liegen und Sitzen und bessern sich rasch nach Bewegung.
Schmerzen beim Laufen
Treten die Schmerzen am Beckenkamm vor allem beim Laufen auf, sind meist Fehlbelastungen der Muskeln oder der Knochenstrukturen, die am Becken ansetzen, der Grund. Es kann aber auch eine Arthrose dahinterstecken, die im weiteren Verlauf die Bewegungen der Hüfte einschränkt. Infolgedessen leiden die betroffenen Personen unter Fehlbelastungen, die wiederum zu Beschwerden im Beckenkamm führen.
Beschwerden durch sportliche Aktivitäten
Leiden die Betroffenen nach sportlichen Aktivitäten wie Joggen unter Schmerzen im Beckenkamm, ist nicht selten eine Muskelzerrung dafür verantwortlich, die durch intensives oder falsches Training hervorgerufen werden kann. Durch Überbelastungen sind außerdem kleinste Knochenverletzungen möglich, die ihrerseits schmerzhafte Entzündungen am Knochen herbeiführen.
Einseitige Beckenkammschmerzen
Einseitige Beckenkammschmerzen entstehen zumeist durch Fehlhaltungen, die schmerzhafte Muskelverspannungen oder Sehnenreizungen verursachen. Sie gehen nach ausreichender Schonung in der Regel wieder zurück. Grund für einseitige Beckenschmerzen sind oft einseitige Fehlbelastungen, die das Resultat einer Beinlängendifferenz sein können. Aber auch das ständige Tragen von schweren Taschen über die gleiche Schulter oder das unbewusste Verlagern eines Beins oder Fußes aufgrund einer Verletzung kommen als Auslöser für einseitige Schmerzbeschwerden am Beckenkamm in Betracht.
Entnahme von Knochenmark
Schmerzen am Beckenkamm entstehen mitunter auch nach einer chirurgischen Entnahme von Knochenmark. So wird dabei an der Entnahmestelle oft die sensible Knochenhaut in Mitleidenschaft gezogen, was sich in den ersten Tagen beim Aufstehen und Laufen bemerkbar macht.
Schmerzen im Beckenkamm in der Schwangerschaft
Schmerzen im Becken können auch während der Schwangerschaft auftreten. Sie entstehen bei den meisten Schwangeren vor oder während des Geburtsvorganges und gehen auf eine Lockerung der Symphyse (Schambeinfuge) zurück. Gemeint ist damit eine knorpelige Verbindung zwischen den beiden vorderen Beckenhälften. Weil das ungeborene Kind im Verlauf der Schwangerschaft immer mehr an Größe zunimmt, wächst auch der Druck auf die Beckenknochen. Häufig strahlen die Schmerzen in Scham- und Leistenregion aus.
Symptome und Begleiterscheinungen
Die Schmerzen am Beckenkamm stellen selbst ein Symptom dar. Von der auslösenden Ursache der Beschwerden hängt es ab, ob Begleiterscheinungen auftreten. Häufig handelt es sich dabei um Entzündungsmerkmale wie:
- Schwellungen
- Rötungen
- Überwärmung
- Funktionseinschränkungen wie eine verringerte Beweglichkeit des Beins
Weiterhin sind Begleiterscheinungen wie Schmerzen am Schambein im Bereich des Möglichen, die auf eine Symphysenlockerung hindeuten. Mitunter treten die Schmerzen am Beckenkamm gemeinsam mit schmerzhaften Beschwerden am Iliosakralgelenk auf, die durch eine Lockerung des Beckengürtels oder Gelenkblockaden zustande kommen.
Wie lange dauern Schmerzen am Beckenkamm?
Wie lange schmerzhafte Beschwerden am Beckenkamm anhalten, ist schwer einzuschätzen, da dies vor allem von der auslösenden Ursache abhängt. Außerdem spielen verschiedene individuelle Faktoren wie die körperliche Verfassung, eventuelle Vorerkrankungen sowie die Lebenslage der betroffenen Personen eine bedeutende Rolle. Hat der Arzt eine exakte Diagnose gestellt, ist es meist möglich, eine ungefähre Voraussage abzugeben.
Mögliche Komplikationen
Ob Komplikationen der Beckenschmerzen auftreten, hängt von der auslösenden Ursache ab. So können neben dem Becken auch angrenzende Organe wie der Darm oder die Harnblase in Mitleidenschaft gezogen werden. Durch eine Blinddarmentzündung oder einen Tumor sind gefährliche Folgeerscheinungen durchaus möglich.
Die Diagnostik im Detail
Halten die Beckenschmerzen über längere Zeit an, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Im Normalfall ist der Hausarzt der erste Ansprechpartner. Der Mediziner befasst sich zunächst ausführlich mit der Krankengeschichte des Patienten, um die auslösenden Ursachen eingrenzen zu können. Von Interesse für ihn sind insbesondere eventuelle Grunderkrankungen oder zuvor geschehene Unfälle wie Stürze und seit wann die Beschwerden bestehen. Der Arzt fährt mit der Suche nach möglichen Schwellungen oder Rötungen fort, um äußere Anzeichen für eine Entzündung zu erkennen. Außerdem kontrolliert er, ob der Patient auf Druckschmerzen reagiert oder Probleme bei speziellen Bewegungen hat.
Bei Verdacht auf knöcherne Auslöser können außerdem bildgebende Verfahren wie eine Röntgenuntersuchung zum Einsatz gelangen. Findet der Hausarzt keine Erklärung für die Beckenbeschwerden, überweist er den Patienten in der Regel an einen Facharzt. Eine genaue Diagnose der Schmerzen ist überaus wichtig, damit die Behandlung auf die auslösende Ursache abgestimmt werden kann. In seltenen Fällen stecken bedenkliche Ursachen hinter den Beckenschmerzen wie innere Verletzungen durch einen Unfall, ein Darmverschluss oder ein Durchbruch des Blinddarms. Eine exakte Diagnose ist dann womöglich sogar lebensrettend.
Auf welche Weise lassen sich Schmerzen im Beckenkamm behandeln?
Die Therapie der Beckenschmerzen richtet sich nach der verantwortlichen Ursache. Das bedeutet, dass unterschiedliche Behandlungsmethoden zum Einsatz gelangen können. Zur Bekämpfung der Schmerzen kommen in der Regel gebräuchliche Schmerzmittel zur Anwendung. Werden die schmerzhaften Beschwerden durch eine schwangerschaftsbedingte Lockerung der Symphyse hervorgerufen, liegt der Therapieschwerpunkt auf dem Stabilisieren des Beckenringes. Meist findet dabei ein Beckengurt Verwendung. Dieser drückt die Darmbeine zusammen, wodurch eine Entlastung zustande kommt, was wiederum einen Rückgang der Schmerzen zur Folge hat.
Sonstige denkbare Therapiemaßnahmen sind spezielle gymnastische Übungen des Beckenbodens, Behandlungen mit Langwellen oder Wärmeanwendungen.
Krankengymnastische Übungen
Im Rahmen einer Physiotherapie lassen sich krankengymnastische Übungen sowie Schulungen zur Bewegung durchführen. Ihr Ziel ist es, eine gleichmäßig verteilte Belastung der Muskeln zu erreichen. Dadurch lässt sich Fehlstellungen vorbeugen. Individuell ist über einen gezielten Aufbau der Muskeln oder das Verändern von bestimmten Bewegungen zu entscheiden. Oft macht es Sinn, die Krankengymnastik durch Krafttraining, Schwimmen oder Dehnungsübungen zu ergänzen.
Schuheinlagen gegen einen Beckenschiefstand
Leidet der Patient unter einem Beckenschiefstand wie durch eine Differenz der Beinlängen, besteht die Option, spezielle Schuheinlagen zu tragen. Dadurch ist es möglich, die Differenz auszugleichen, wodurch sich wiederum die Schmerzen bessern.
Behandlung durch Osteopathie
Als hilfreich bei Schmerzen im Becken gelten osteopathische Behandlungen. Die Osteopathie gehört zur Alternativmedizin und sorgt durch besondere Grifftechniken dafür, dass in der Becken- und Hüftregion wieder mehr Beweglichkeit entsteht. Dabei lassen sich u. a. ein Beckenschiefstand, muskuläre Verspannungen oder Gelenkblockaden behandeln. Im Falle eines Beckenschiefstandes kann der Patient aber auch selbst aktiv werden, weil die Schmerzen in der Regel durch muskuläre Verspannungen verursacht werden. Sinnvolle Maßnahmen dagegen sind krankengymnastische Übungen oder spezielles Krafttraining.
Entspannungstechniken anwenden
Sind muskuläre Verspannungen für das Entstehen der Beckenschmerzen verantwortlich, empfiehlt sich zusätzlich die Anwendung von speziellen Entspannungsmethoden. Sie wirken sich hilfreich und wohltuend auf den gesamten Körper aus. Bewährte Techniken sind:
- Massagen
- autogenes Training
- Yoga
- Tai-Chi
- Qigong
Auch Hausmittel können hilfreich sein
Manchmal genügen schon simple Hausmittel. Zum Beispiel können bei Entzündungen Kühlpackungen eine Linderung der Schmerzen erzielen. Bestehen muskuläre Probleme, gilt dagegen Wärme zur Bekämpfung der Schmerzen als sinnvoll. Einige Patienten schwören auch auf homöopathische Mittel.
Lässt sich vorbeugen?
In manchen Fällen kann Schmerzen im Beckenkamm bereits präventiv begegnet werden. Wichtig ist vor allem die Stärkung des Rückens. Es empfiehlt sich, eine aufrechte Haltung einzunehmen. Das ist besonders dann der Fall, wenn die meiste Zeit im Sitzen gearbeitet wird. Oft reichen schon ganz alltägliche Bewegungsabläufe wie Treppensteigen, Spazierengehen oder Radfahren aus.
Schmerzen im Beckenkamm: Das Fazit
Werden die Schmerzen am Beckenkamm durch unzureichende Bewegung hervorgerufen, ist normalerweise keine ärztliche Therapie erforderlich. Wer lange gehen oder sitzen muss, sollte regelmäßig ausgleichende Körperbewegungen vornehmen. Auch sportliche Aktivitäten können hilfreich sein. In ausgeprägten Fällen ist eine Behandlung beim Arzt erforderlich.